Pilbara mit dem Karijini Nationalpark
Pilbara mit dem Karijini Nationalpark

Pilbara mit dem Karijini Nationalpark

Region Pilbara
Eine Region, etwa 1,5 mal so groß wie Deutschland, aber weniger als 100.000 Einwohner.

Die Region war bis in die 50er Jahre quasi menschenleer, dann wurde das größte Eisenerzvorkommen der Welt entdeckt und es wurden Minen, künstliche Städte, die von Minenfirmen errichtet werden und Infrastruktur wie Straßen, Schienen und riesige Hafenanalagen, erschlossen. Zehntausende Menschen kamen und kommen noch heute, weil die hohen Gehälter der Minenfirmen sehr attraktiv sind. Die meisten Menschen arbeiten ein paar Wochen und fliegen dann für ein paar Wochen nach Hause und dann nach ein paar Wochen das gleiche wieder von vorn. Die Gehälter sind so hoch, dass wir sogar von jemandem gelesen haben, der zweiwöchentlich von Köln hierher pendelt…

Hier gibt es LKW mit riesigen Anhängern, die über 60m lang sind und einen Bremsweg von über 1km haben und Züge mit 240 Waggons, die 3 Kilometer lang sind.

Alles um Material zu den Minen und Rohstoffe von den Minen zu den Häfen zu bekommen.
Gleichzeitig findet sich hier eine der interessantesten australischen Landschaften. Viele uralte Berge mit weiter Aussicht und tiefe mit Palmen bewachsene Schluchten.

So sehr die Minen die Landschaft und die Natur zerstören so wichtig sind sie für Australiens Wirtschaft. Ausserdem macht die Infrastruktur der Minenfirmen unsere Reise hierher erst möglich, denn durch sie wurden hier Straßen, Tankstellen und Supermärkte gebaut.

Onslow
Auf dem Weg in den Karijini Nationalpark legen wir noch einen Zwischenstopp in Onslow ein, ein kleiner Ort, in dem vor Allem Salz gewonnen wird. Leider wird das Salz hier nicht verarbeitet, sondern wie so vieles, das in Australien gewonnen wird, nach Südostasien verschifft. So können wir das weiße Gold leider nicht kaufen.

Dazu muss man wissen, dass in Australien nahezu keine verarbeitende Industrie existiert und die meisten Bodenschätze unverarbeitet nach Asien verkauft werden. Wenn man darüber Expertenberichte liest, könnte dies in näherer Zukunft ein wirkliches Problem für Australien werden, spätestens dann, wenn die Bodenschätze erschöpft sind.

Wir übernachten in der Nähe von Old Onslow, hier können wir ein paar Überreste einer alten Stadt bestaunen. Unser Camp schlagen wir direkt an einem Fluss auf, in dem ab und zu Salzwasserkrokodile gesehen werden, also halten wir beim Spazierengehen etwas Abstand.
Die Nacht endet unerwartet und abrupt bereits gegen 5 Uhr als es anfängt zu regnen. Ja, ihr habt richtig gelesen… 😄 Das wäre zunächst ja eigentlich kein Problem, aber wir sind zu der Übernachtungsmöglichkeit ca 25km ungeteerte, erdig und sandige Straße gefahren. Bei Trockenheit kein Problem, bei Nässe wird es für ein Nicht-Allrad-Fahrzeug allerdings echt schwer auf solchen Pisten zu fahren und stecken bleiben, wäre hier echt doof, zumal wir diese Stecke eigentlich nicht hätten fahren dürfen… 🤭

Wir lauschen also kurz dem Regen als dieser immer heftiger wird, entscheiden wir sofort loszufahren. Unser Glück, denn der Regen wird immer stärker und die Strecke ist schon kaum noch für uns befahrbar, wir schwimmen über die holprige Straße und müssen einige tiefere Wasserstellen durchfahren, die uns sogar Wasser durch die Beifahrertür drücken… Nach etwa 30 Minuten haben wir es doch geschafft und sind sehr erleichtert…

Beim nächsten Mal müssen wir wohl den Wetterbericht etwas besser im Auge behalten… 😉

Tom Price
Tom Price ist eine dieser Städte, die nur wegen einer Mine von Rio Tinto existiert. Rio Tinto ist der weltweit zweitgrößte Metall- und Bergbaukonzern der Welt.

Wir nutzen den Ort, um unsere Vorräte aufzufüllen. Allerdings ist auch das heute nicht ganz so einfach – über Nacht ist hier der Strom ausgefallen und es gibt daher kaum gekühlte Lebensmittel. Wir hatten geplant für die nächsten 7 Tage einzukaufen, also müssen wir etwas improvisieren…

Auch wollen wir uns noch mit etwas Bargeld versorgen, in dem gesamten Ort gibt es allerdings keine Bankfiliale. Im Supermarkt bekommen wir heute kein Geld, da das Bargeld bereits knapp ist, in der Post wird unsere Karte nicht akzeptiert. So bleibt nur noch ein Automat im Pub… Ohje… Hier bekommen wir immerhin 100$. Später lesen wir nach, dass es wohl aus Sicherheitsgründen hier kaum Möglichkeiten gibt, Bargeld zu bekommen…

Die Menschen, die hier wohnen, fliegen wohl sogar bis in das ca. 1500 km entfernte Perth, um sich mit Bargeld zu versorgen, denn die nächste Bankfiliale ist ca 450km entfernt… Komplett verrückt…

Karijini Nationalpark
Im Nationalpark werden wir insgesamt 4 volle Tage verbringen.

Am ersten Tag unternehmen wir eine wunderschöne Wanderung in der Dales Gorge und baden in den Pools der Fortescue Falls und dem Fern Pool. Gleich zu Beginn der Wanderung genießen wir weite Blicke in die Schlucht, danach steigen wir bis auf den Boden hinab und wandern über und entlang vieler Felsen bis zu den Badestellen. Es ist nicht immer ganz einfach den Weg zu finden und so entscheidet sich Steven an einer Stelle für den falschen Weg und steht kurze Zeit später mit den Wanderschuhen wadentief im Wasser… Den Rest der Wanderung geht es also mit nassen Füßen weiter.

Die Badepools entstehen durch Wasserfälle, sehen traumhaft schön aus und sind wirklich erfrischend. Wir genießen das Schwimmen in den Pools bevor es oberhalb der Schlucht zurück zum Campingplatz geht.

Am zweiten Tag besteigen wir den Mount Bruce, dafür klingelt der Wecker bereits früh am Morgen. Für anstrengende Wanderungen sollte man hier unbedingt die frühen Morgenstunden nutzen, da die Sonne sonst einfach viel zu warm ist und Wanderungen schnell gefährlich werden können.

Der Mount Bruce ist mit 1.234m der zweithöchste Berg Westaustraliens. Die Wanderung beginnt sehr moderat, wird aber schnell wirklich schwierig. Auf dem Weg über mehr als 500 Höhenmeter müssen wir felsige Abschnitte überwinden, für die wir nicht nur einmal unsere Hände benutzen und Schwindelfreiheit beweisen müssen. Oben angekommen, haben wir einen wundervollen 360° Rundumblick und genießen diesen bei einer etwas längeren Pause.

Der Blick führt vor Allem in die Weite der Pilbarra, allerdings können wir auch genau auf die Mine von Rio Tinto schauen. Landschaftlich weniger spannend, aber auch interessant dem Treiben dort zuzusehen.

Am dritten Tag fahren wir von der Ostseite des Parks zum Karijini Eco Retreat. Hier waren wir 2013 bereits, allerdings haben wir vor 11 Jahren in einem der festinstallierten Zelte übernachtet, dieses Mal sind wir mit unserem Camper auf dem angrenzenden Campingplatz.

Direkt von dem Campingplatz können wir am vierten Tag eine Wanderung in die Joffre Gorge starten. Es geht wieder steil hinab, dieses Mal allerdings größtenteils über installierte Leitern. Die Schlucht bietet 2 Pools, in denen man sich abkühlen kann.

Eine weitere Wanderung führt uns in die Knox Gorge, hier ist der Abstieg am schwierigsten, Trittsicherheit unbedingt erforderlich. Wir durchstreifen die Schlucht in beide Richtungen, entweder über das Kiesbett oder etwas oberhalb am Felsen, dort wo das Wasser zu hoch steht.
Der Nationalpark ist wirklich grandios und wir freuen uns, dass wir hier nochmal so viel Zeit verbringen konnten.

Leider sind aktuell einige Wanderungen und Schluchten gesperrt, da in dem Park Straßen geteert werden. Vor 11 Jahren waren die meisten Straßen raue Schotterpisten, wir vermuten, dass sich dies in spätestens einem Jahr komplett verändert hat und alle Straßen geteert sind. Für den Tourismus gut, für die Abenteurer etwas schade… 😉

5 Kommentare

  1. Jindra Krichbaum

    Hallo!
    Auf dem Foto des Berges, was von der Ferne zu sehen ist, sieht der Berg aber ziemlich harmlos aus. So ist es halt sehr oft so, die Gipfel haben so ihre Tücken.
    Die schnelle Entscheidung, trotz Dunkelheit von dem Übernachtungsort abzuhauen war wirklich eine gute Idee. Wenn ihr geblieben wäret, könnte euch sogar der Fluß gefährlich werden. So schnell kann man oft gar nicht gucken, wie schnell die Pegel steigen. Alles richtig gemacht!
    Die Sache mit den Rohstoffen, dass sie dort nur gefördert, aber nicht verarbeitet werden, diese Frage habe ich mir schon damals, bei unserem ersten Besuch Australiens gestellt. Dass es zum Problem in der Zukunft werden wird, das ist für mich klar.
    Gute Reise weiterhin!!! 🙂

  2. Vanessa

    Wow! Toller Bericht und beeindruckende Bilder! Sieht alles super aus. Schön, dass ihr uns immer noch Randinformationen gebt. Lasst es euch weiter gut gehen und passt auf euch auf! ☺️

  3. schuster

    Da habt Ihr doch genug Abenteuer erlebt ,
    also lasst Sie ruhig die Strasse teeren..:-)
    In der Gegend schlägt das Herz eines Trucker`s höher.
    Was für ein Vergleich mit Eurem Mini Camper….

  4. Marianne

    Ja, die Pilbara – einfach nur toll ! Beim letzten Mal mit einem Landcruiser mussten wir in einem Rutsch vom Eighty Mile Beach bis Exmouth vor einem Taifun flüchten…..

    Ich war der Meinung, ihr hattet einen 4WD auf eurem Trip ?

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